Ich habe von November 2015 bis April 2016 ein Praktikum auf dem Pferdehof gemacht. Ich habe gegen Kost, Logis und Pferdetraining (Reiten und Bodenarbeit) gearbeitet.
Neben dem Füttern der Tiere und den üblichen Arbeiten auf nem Bauernhof war meine Hauptaufgabe das Ausmisten.
Eine sehr meditative Arbeit, ich wusste bald nicht mehr, ob ich erst 20 Minuten am Arbeiten bin oder schon 3 Stunden.
Dabei habe ich Beobachtungen gemacht, die zum täglichen Leben jedes Menschen passen.
Und zu meiner jetzigen Arbeit, auch wenn das mittlerweile fast 10 Jahre her ist.
1. Die Bollen von jedem Pferd unterscheiden sich in Form, Größe, Farbe, Konsistenz und Menge
Jeder hat seine eigene spezifische Scheiße
2. An manchen Stellen brauche ich mehrere Arbeitsgänge und Werkzeuge (Schaufel, Rechen und Besen), um den Boden sauber zu kriegen
Um Scheiße gründlich zu entfernen, ist gründliche Arbeit und richtiges Werkzeug notwendig
3. Trotz aller Mühe bleibt immer ein noch so kleiner Rest
Scheiße hinterlässt Spuren
4. Wenn die Pferde durch ihre Bollen gelaufen sind, sind sie schwieriger zu entfernen und die kleinen Flocken bleiben an den Hufen hängen
In der Scheiße rumzutreten macht es nur schwieriger, sie zu entfernen. Zudem werden die Füße dabei dreckig
5. Es kommt oft genug, dass ich die Pferde nach dem Misten wieder in ihren Paddock lasse und sie bei ersten Schritt einen neuen Haufen platzieren
Egal, wie oft und gut Scheiße entfernt wird, es kommt immer neue nach
6. Wenn ich abends keine Lust zum Misten haben, sind die Bollen am nächsten Morgen immer noch da
Scheiße verschwindet nicht von selbst
7. Wenn wir die Pferdeäpfel auf dem Weg vor dem Nachbarhaus nicht entfernen, wird der sauer auf uns
Jemanden anderen für die eigene Scheiße verantwortlich zu machen, gefährdet die Beziehung
8. Wir haben für unsere Pferde Liegefläche aus Stroh, wo die Pferdeäpfel auch mal unter der obersten Schicht verschwinden können
Um Scheiße zu finden, ist es wichtig, in die Tiefe zu gehen
9. Je höher das Stroh aufgeschichtet ist (nennt sich bei den Pferden Himmelbett), desto schwieriger sind die Bollen zu finden
Je weicher jemand eingepackt wird, desto mehr Scheiße kann sich festsetzen
10. Bei den Schafe und Hasen muss zwar nicht jeden Tag aber trotzdem regelmäßig gemistet werden
Kleinvieh macht auch Mist
11. Auch freilebende Tier und sogar wir Menschen produzieren unsere Hinterlassenschaften Leben bringt
Scheiße einfach mit sich
12. Es gibt Momente, in denen ich mich frage, warum ich das wirklich mache
Alles, für das ich mich entscheide, bringt in irgendeiner Form auch Scheiße in mein Leben. Und der lässt sich nicht ausweichen
13. An manchen Tage komme ich morgens raus und werde von meiner Chefin mit der Nachricht begrüßt, dass sie schon gemistet hat
Es gibt Engel, die beim Beseitigen der Scheiße helfen
14. Am Ende wird der Mist als Dünger auf die Wiese ausgebracht und dort wachsen kräftiges Gras und schöne Blumen
Aus Scheiße können viele schöne Dinge entstehen
Diese Beobachtungen und Gedanken wären ohne die Mitwirkung von anderen nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich mich bedanken bei:
Jessica unsere Unterhaltung übers meditative und erdende Misten hat den Bollen sozusagen ins Rollen gebracht
Susi sie ermöglicht es mir, mich so ausgiebig um den Mist zu kümmern
Caro, DoubleU, Flake, Franz, Freddy, Indy, Jacky, Little, Moritz, Prinz, Tabaluga (unsere Pferde), Fee, Cookie, Fräulein Gisela (unsere Hasen), Bernadette, Frau Wolle, Ballerina, Bossanova (unsere Schafe)
irgendeiner muss mir die ganzen Aufgaben ja vor die Füße legen
15. Was ist das Fazit der ganzen Geschichte?
Wenn man sich zuviel mit Scheiße beschäftigt, kommt auch nur Mist dabei raus